Die Angeliten 1810

„Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel.“ Laut knallt die Geißel auf das nackte Fleisch. Der Rücken des Mannes war voller blutiger Striemen.

„Und dann werden sie die Scharen senden und sie werden ihre Auserwählten versammeln von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.“  Dem Mann wurde schwarz vor Augen und sein Körper sackte in sich zusammen. All dies, um die Stimme seines Vaters zu vernehmen:

Feuer glomm in den sonst so dunklen Augen der Urieliten, die wie ein zorniges Flammenmeer über die Stadt rasten. Laute Schreie, wie die von Raubvögeln, trug der Wind herab in das Tal. Es gab kein Entkommen. Krallen hackten sich in das Fleisch und Blut ergoss sich auf die Straßen. Das Bild änderte sich so schnell wie es kam. – Ein Tempel, das heilige Symbol des Ortes, ist von einer Gestalt verdeckt. Ihr Antlitz so schlicht und doch so perfekt, zwei dunkle Augen, ganz ohne Pupille und Iris, fixieren den Mann, der vor dem Altar kniet. Ein Gesang schwebt über Allem, wie ein zartes Harfenspiel, in das sich immer wieder verschiedene Stimmen weben. Er hört die Stimme seines himmlischen Vaters in seinem Kopf. Keine Lippen formen die Worte, nur Gedanken. Wie ein Vogel bewegt sich der Kopf. Ein Raubvogel. Er hat einmal gesehen, wie ein Bote seines Vaters den Kopf wie eine Eule drehen konnte.

„Ja Vater, ich verstehe. Wir werden sie auslöschen, auf das sie niemals gewesen sind.“ Das Bild verschwimmt. Er spürt, wie seine Wunden ausgewaschen werden, während er wieder zur Besinnung kommt. Schmerz ist nur einer der Wege zu seinem Vater, aber der Schnellste und Effektivste.

Drei Tage später kniet der Mann vor einer Kutsche und reinigt seine Pistole. Seine Gevatterin streicht das Blut von ihrem Stilett. In der Kutsche stapeln sich kistenweise Bücher. Sie zerren die beiden Kutscher in den Wagen und leeren einige Flaschen Petroleum über der Kutsche aus. Keine Spuren, niemals. Die Autorin hatten sie bereits beseitigt und ihre Manuskripte verbrannt. Danach der Verleger und Lektor. Alle, die den Inhalt kennen – oder auch nur davon wissen!

Eisen schlägt auf Stein. Funken stieben und entzünden das Petroleum. Das Feuer frisst sich rasch durch das Papier, verzehrt die Leichen und damit jegliche Spuren. Was auch immer in diesen Bücher stand – es ist nun vergessen und für immer verloren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert