Rony Johnson 2013

Er kann sie alle riechen, jeden Einzelnen von Ihnen. Die gesamte feine Bagage. Heute hat der Baron Hoftag und er hat ihn dazu eingeladen. Da er in seinen Hoheitsgebiet leben darf, wäre es doch eine Ehre. Es riecht falsch hier, verdammt falsch, er wittert ihre Angst, ihre Schuld und ihr kleine miesen Intrigen gegeneinander. Bei Manitu, wäre er nur in seinem Wigwam geblieben. Da ist Pashu, den mag er, verdammter Iraner. Guter Döner und für einen Dschinn ganz in Ordnung. Sie sind beide zwei Outlaws in dieser Stadt, bei den feinen normalo Numen hier.‘
„Guten Tag, Herr Rony Johnson, dürfte ich bitte ihre Eintrittskarte zu unserer Gala sehen.“ Er mustert den befrackten Troll von oben bis unten, heute ist jeder in seiner wahren Gestalt, wie es ausschaut. „Ja klar, bitte schön, Herr Pinguin, ich bin einer von den großen bösen Wölfen.“ „Wie Sie meinen, Herr Johnson, wie sie meinen, sie dürfen passieren, viel Vergnügen.“ Der Troll geht zur Seite und lässt ihn in die Villa gehen. Es riecht lecker, vielleicht bekommt er bei den Aristokraten hier mal wieder was ordentliches. Er läuft zum Buffet. Rohes Lammfleisch, die Heinzels wissen was sich gehört. Er bedauert es, dass man mit Messer und Gabel essen muss, dafür ist es aber noch gut blutig. „Dir scheint es ja gut zu schmecken, Rony. Was machen die Atomraketen im Bunker?“ hört er von hinten. Zuerst schnüffelt er, danach dreht er sich um. Er schaut ihr in die Augen und sucht in den geschlitzten Pupillen. Sie hat Bocksbeine, aber es gibt schlimmeres, Meni ist ihr Name. Sie arbeitet normalerweise in einer Bank als Filialleiterin. „Habe ich dir schon mal gesagt, dass du verdammt gut riechst, Kleine? Schon was heute Abend vor? Ich zeig dir mal, wer der große böse Wolf ist!“ Er überlegt, ob dies wohl zu dick aufgetragen ist. Sie lacht und schaut ihn mit einem Wimpernaufschlag an, als ob sie die Unschuld vom Lande wäre. „Rony, du bist ein schlimmer Finger!“ Sie riecht gut, besser als das Lamm und ihr Lachen ist wie eintausend kleine Glöckchen. Er hat das Gefühl, heute nicht alleine ins Bett gehen zu müssen, aber die Beute will gejagt werden. Also zeigt er ihr erst einmal die kalte Schulter. „Goldlöckchen, ich muss weiter, habe eine Audienz beim Baron. Vielleicht sehen wir uns ja noch.“
Er grüßt alle und versucht, zu jedem nett zu sein. Er weiß, dass er nur zu Gast ist, und sie ihn hier dulden.
Er geht zur hohen Tafel, dort wo der Adel sitzt. Am Kopf thront der Baron und seine Frau. Der Baron trägt heute sein Geweih offen zur Schau, neben ihn sitzt seine Frau. Sie stammt angeblich aus Griechenland und ist direkt verwandt mit den Nereiden. An der rechten und linken Seite sitzen die Kinder des Barons.
Das Mädchen riecht anders, er zieht seine weiße Wolfsschnauze nach oben, schwanger. Wallende Kleider, so dass man nichts sieht, starkes Parfüm, das den Geruch übertünchen soll. Dies mag die Schnauze dieser Stadtnumen täuschen, aber er stammt aus der Prärie. Das Mädchen tut ihm leid, er kennt bereits das Schicksal des Kindes. Sie muss es hergeben, wenn sie Glück hat, wird es zu einer Babyklappe gebracht. Wenn sie Pech hat, packen sie das Neugeborene in den Müll. Es ist von keinem Numen, sonst würden sie nicht versuchen, es zu vertuschen. Er beschließt, sich nichts anmerken zu lassen. „Ihr könnt Euch erheben, Freiherr Johnson, es erfreut uns sehr, Euch hier in unserer Wohnstatt begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, es ist ganz nach Euren Wünschen.“ „Euer Hochwohlgeboren, es ist mir eine Ehre, dass Ihr mich zu diesem Bankett eingeladen habt. Vielen Dank“ „Nichts zu danken, Herr Johnson. Ihr dürft Euch nun wieder entfernen.“ Er setzt an zu gehen, überlegt kurz, wiegt für und wider ab, als er laut, so dass es alle in der Nähe hören können, zu der Tochter des Barons sagt: „Es erfreut mich, dass  ich Euch und Euer ungeborenes Kind sehen darf.“ Die Baronin wird kreide bleich, der Baron steht auf, die Tochter fängt an zu weinen. Heute ist er einmal nicht der große böse Wolf, er hat dem Ungeborenen das Leben gerettet. Er wird wohl wiedereinmal alleine schlafen müssen, aber das Gesicht des Barons war es ihm wert.