„Moin Karl, was für eine Schweinerei. Drei Stiche, einer anscheinend genau in die Nieren und zwei weitere jeweils mitten in eine Brust. Das war kein Amateur.“ Kommissar Karl Schulz schaute sich genau den Tatort an. Petersen von der Spurensicherung deutete auf die Leiche. Eine Frau, ca. siebzig Jahre alt, lag vor ihm. „Was wissen wir alles über die Leiche, hat sie schon jemand identifiziert?“ fragte der Kommissar in die Menge der anwesenden Beamten. Sonja Schmidt antwortete ihm: „Nein, nichts. Die Besitzerin scheint nicht da zu sein. Laut den Einwohnermeldeamt wohnt hier Tanja Meißner, geboren am 15.09.1975. Sie ist im Filmgeschäft tätig, eine bekannte Pornodarstellerin. Die Dame hier könnte ihre Mutter vom Alter her sein. Wir haben schon den Erkennungsdienst beauftragt, die Leiche zu identifizieren.“ Das hat Schulz noch gefehlt. Ein durchgeknallter Pornostar, der seine Mutter umgebracht hat. Am späten Abend kam endlich der Autopsiebericht und der erkennungsdienstliche Befund. Der Beamte, der die Unterlagen brachte, versuchte schleunigst aus dem Büro zu kommen. Schulz überflog schnell den Autopsiebericht, nichts neues für ihn.
„Scheiße“ rief Schulz aus, als er den forensischen Bericht las. Die Leiche ist laut DNA-Befund eindeutig Tanja Meißner, aber es kam noch härter. Petersen hat noch ein bisschen weiter geforscht und in alten Akten gekramt und herausgefunden, dass die Fingerabdrücke bereits während des dritten Reichs aufgenommen worden sind und zu einer Frau Names Josephie Hinterhuber gehörten. Es war auch ein altes Schwarzweißfoto dabei, was Josephie Hinterhuber zeigte. Sie sah Tanja Meißner zum Verwechseln ähnlich. Die Dame war 23, als die Nazis sie registriert hatten, sie hat als Tänzerin gearbeitet. ‚Was für ein Dreck‘, dachte sich Schulz. ‚Wieso immer ich?‘ Schulz beschloss, sich den Tatort noch einmal genauer anzuschauen, er glaubte nicht, dass die tote Frau und die Tänzerin ein und die selbe Person war. Vielleicht ein Gendefekt, der immer wieder die gleichen Fingerabdrücke vererbt oder ein verdammter Zufall. Wahrscheinlich hat die Spurensicherung nicht sauber gearbeitet.
Als Schulz beim Tatort ankam, war es schon etwas dämmrig. Das Haus lag etwas abseits am Rande der Stadt. Schulz fiel auf, dass jemand das rotweiße Absperrband entfernt hat, das den Tatort sicherte. Wahrscheinlich einer der Jungs von der Spurensicherung. Ein großer Aufkleber an der Haustür teilte jedem mit, dass dieses Haus von der Polizei gesperrt sei.
Er schaute sich noch einmal den Tatort an, inspizierte alle Zimmer. Nichts verdächtiges, kein Indiz, nichts. Die Spurensicherung hat schon den PC und alles weitere mitgenommen. Schulz brummelte in seinen Bart hinein. Die ganze Sache stank für ihn zum Himmel. Er marschierte in den Keller. Als das alte Deckenlicht nicht anspring, griff er zu seinem Handy, genau für sowas hat er dieses Modell gekauft, mit eingebauter Lampenfunktion. Auch hier waren schon die Kollegen gewesen, nichts besonderes. Ein altes Weinregal. Mehrere Kisten. Er durchstöberte die alten Kisten, als ihm auf dem Boden Schleifspuren auffielen. Sie kamen von dem alten Weinregal. Nachdem Schulz sein Handy in seiner Manteltasche verschwinden ließ, widmete er sich wieder seiner Entdeckung am Boden. Er marschierte zum Weinregal und untersuchte es genauer. Er entdeckte eine dünne Schnur, befestigt an einer Weinflasche. Er nahm die Weinflasche ab und hörte ein Knarzen. Das Weinregal schwang zur Seite und gab einen großen Raum frei. Schulz nahm sein Handy wieder aus der Manteltasche und versuchte in dem dünnen Strahl etwas zu erkennen. Vorsichtig spähte Schulz in den Raum hinein.
Ihm war schon etwas mulmig zumute, aber die Neugier packte ihn, so betrat er das Kellergewölbe. Es waren Rundbögen aus schweren Stein, dieser Teil des Hauses schien älter zu sein als der Rest. Wahrscheinlich wurde das Haus auf einem sehr viel älteren Fundament erbaut, kombinierte der Kommissar. Die ersten Räume schienen eine Art Bibliothek zu sein, alte Bücher, Schriftrollen, Steinplatten. Im zweiten Raum entdeckte der Kommissar Einweckgläser. Wahrscheinlich der Vorratsraum. Als er die Mitteltür öffnete, erblickte er einen großen Raum in dessen Mitte sich ein Himmelbett beffand und davor ein Altar, auf der eine rundliche Skulptur stand, wie er sie aus dem Naturkundemuseum als steinzeitliche Darstellung der Fruchtbarkeitsgötting kannte. Schulz wurde schlagartig klar, der Fehler war, alleine in den Keller zu gehen, als er den Atem in seinem Nacken spürte und ihm schwarz vor Augen wurde.